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Hormonersatztherapie: Ovarialkrebsrisiko abhängig von Gestagenkombination

FALUN. Ob östrogene gynäkologische Tumoren induzieren, hängt in hohem Maß von Art und Dauer der Kombination mit Gestagenen ab. Die Ergebnisse einer Fall-Kontroll-Studie im Journal of the National Cancer Institute (2002; 94: 497–504) ermöglichen jetzt erstmals eine detaillierte Risikoabschätzung für ovarielle Karzinome. Bekanntlich hat das erhöhte Endometriumkarzinomrisiko dazu geführt, dass den Östrogenpräparaten (zur Hormonersatztherapie nach der Menopause) heute in der Regel Gestagene zugesetzt sind (eine Ausnahme bilden hysterektomierte Frauen, die weiter mit reinen Östrogenpräparaten behandelt werden dürfen).

Hinsichtlich des Ovarialkarzinomrisikos ist die Datenlage weniger klar. Tomas Riman vom Krankenhaus in der mittelschwedischen Stadt Falun und Mitarbeiter am Karolinska Institut in Stockholm haben deshalb eine landesweite Fall-Kontroll-Studie durchgeführt. Sie befragten 655 postmenopausale Frauen mit Ovarialkarzinom (aus dem Schwedischen Krebsregister) und 3 899 altersgleiche Kontrollen, ob sie eine Hormonersatztherapie (HRT) durchgeführt haben und wenn ja, welche Präparate sie einsetzten.

Ergebnis: Frauen, die Östrogenmonopräparate eingenommen hatten, waren im Vergleich zu “Non-Usern” zu 54 Prozent häufiger an epithelialen Ovarkarzinomen erkrankt. Interessanterweise war das Risiko nur bei Frauen mit Uterus erhöht. Bei hysterektomierten Frauen schadete eine Östrogenmonotherapie nicht. Bei den Kombinationspräparaten war die Situation unterschiedlich. Wenn die Frauen ein Sequenzpräparat eingenommen hatten, war das Risiko auf ein Ovarialkarzinom um 54 Prozent erhöht. Hatten sie ein Präparat mit kontinuierlicher Progestingabe eingenommen, war das Risiko nicht erhöht.

Wie erwartet, steigt das Risiko, wenn es vorhanden ist, mit der Dauer der HRT. Absolut gesehen ist die Gefahr einer bösartigen Geschwulst der Eierstöcke jedoch nicht sehr hoch. Die Autoren errechnen, dass von 1000 Frauen, die Östrogene als Monopräparat oder eine Kombination mit sequenzieller Gestagengabe einnehmen, nur zwei oder drei an einem Ovarialkarzinom erkranken werden. Unabhängig von der HRT erkrankt in Schweden eine von hundert Frauen im Alter von 50 bis 75 Jahren an einem Ovarialkarzinom. /rme


Links zu diesem Thema

Journal of the National Cancer Institute

Abstract des Artikels im Journal of the National Cancer Institute

Pressemitteilung des Journal of the National Cancer Institute
 

 

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